„Die Scham ist gross“
Buchvernissage im Caritas-Markt von Caritas St.Gallen-Appenzell
Der St.Galler Autor Stephan Sigg stellte im Café des Caritas-Marktes in St.Gallen sein neues Jugendbuch „Noch 21 Tage“ vor. Die Geschichte gibt Einblick in den Alltag eines armutbetroffenen Jugendlichen. Beim Podiumsgespräch diskutierten Philipp Holderegger, Geschäftsleiter von Caritas St.Gallen-Appenzell, und Elisabetta Rickli-Pedrazzini, Administrationsrätin des Kath. Konfessionsteils des Kantons St.Gallen, über Armut in der Schweiz.
„Über 100 000 Kinder und Jugendliche sind in der reichen Schweiz von Armut betroffen. Mit meinem Buch möchte ich ihnen eine Stimme geben“, erklärte Stephan Sigg, bevor er Auszüge aus seinem neuen Jugendbuch vorlas. Das Café des Caritas-Marktes war am vergangenen Donnerstagabend bis auf den letzten Platz besetzt. Viele der Gäste hatten zum ersten Mal den Weg in dieses Café gefunden. „Ich freue mich sehr, dass die Vernissage hier stattfindet. Denn das Café spielt auch in meinem Buch eine wichtige Rolle“, so Sigg. Seine Geschichte ist fiktiv, der Autor orientierte sich aber an realen Fällen. „In den Medien wird zwar immer wieder mal über Armut berichtet, aber gerade für Jugendliche bleibt das Thema trotzdem zu wenig konkret. Sie verstehen zu wenig, was Armut in der Schweiz genau bedeutet.“
Über sieben Prozent sind betroffen
Nach der Lesung vertieften Philipp Holderegger und Elisabetta Rickli-Pedrazzini gemeinsam mit Stephan Sigg das Thema in einem Podiumsgespräch. „Die Scham der Betroffenen ist sehr gross“, so Philipp Holderegger, „das kommt in der Geschichte sehr gut rüber.“ Holderegger informierte über die Situation in der Ostschweiz: „Man geht davon aus, dass in der Ostschweiz etwa 7,5 Prozent von Armut betroffen sind.“ Die Zahl sei steigend. „Im Caritas-Markt können Betroffene Grundnahrungsmittel, bis hin zu Hygieneartikeln zu tiefen Preisen einkaufen.“ Durch die gewonnenen Einsparungen könnten Betroffene sich etwas leisten, was ihnen sonst verwehrt wäre: einen Kinobesuch, einen kleinen Ausflug oder ein Paar neue Schuhe.

Vorurteile abbauen
„Es wäre wichtig, dass die Schulen das Thema aufgreifen, zum Beispiel im Fach ERG“, sagte Elisabetta Rickli-Pedrazzini, „das könnte helfen, Vorurteile abzubauen.“ Sie erlebe immer wieder, dass viele Jugendliche empfänglich seien für Menschen in Not und sich solidarisieren. Lesung und Podiumsgespräch lösten beim Publikum einiges aus. Beim Apéro nutzten viele die Gelegenheit, um im Gespräch mit Mitarbeitenden von Caritas St.Gallen-Appenzell mehr über Ursachen von Armut in der Schweiz zu erfahren, den Laden zu besichtigen und das Konzept der Caritas-Märkte kennenzulernen, von denen es in der Ostschweiz neben der Filiale in St.Gallen-Langgasse noch eine zweite in Wil SG gibt.

Informationen zu „Noch 21 Tage“ – Jugendbuch zum Thema Armut